Von der Huckinger Schubkarren=Tradition
Goldene Hochzeit im Dörp
Quelle: Artikel des General Anzeigers vermutlich 1938
Wenn im „Dörp“ was zu machen war, dann mußte Klingen „Hannes“ – unter diesem namen ist er weit über Huckingens Grenzen bekannt – immer einspringen und wusste auch stets den rechten Rat. Auch heute, nachdem er das achte Jahrzehnt seines Lebens überschritten hat, nimmt er noch regen Anteil an den Geschenissen seiner Heimatgemeinde. Er informiert sich täglich durch eifriges Lesen in dem ihm durch all die Jahre so vertraut gewordenen Heimatblatt, dem Duisburger Generalanzeiger, über all die Dinge, die sich ereignen. Da hält man dann es für eine Selbstverständliche Pflicht, einmal eine Stippvisite bei dem alten Herrn zu machen, zumal ihm das freudige Familienglück bevorsteht, am heutigen Tage mit seiner Gattin im engsten Kreise seiner Angehörigen das Fest der goldenen Hochzeit zu begehen. Schnell ist das an der Düsseldorfer Landstraße 58 gelegene Bauernhaus gefunden, mit dem eine Stellmacherei und Schreinerei verbunden ist. Weit über 100 Jahre ist dieses Haus schon alt Seine Bäume erzählen von der Geschichte der Zeit, aber ganz besonders von dem Lebensweg der Familie Klingen ,deren Mitglied Adolf Leonhard Klingen, der Vater des heutigen Besitzers, es von dem Landwirt Johann Roß im Jahre 1847 käuflich erworben hat. An dieser Stätte wurde sein Sohn Johann geboren, hier feiert er heute sein eheliches Jubelfest. Während draußen über die Landstraße die schweren Lastzüge und Autos unentwegt dahinrasseln, sitzt man im gemütlichen Stübchen im Kreise des „Familienrates“ , der sich hier allabendlich zu versammeln pflegt; man könnte stundenlang lauschen , wenn das Familienoberhaupt aus vergangenen Zeiten so lebendig erzählt. Der Achzigjährige ist von einer körperlichen und geistig besonders regsamen Frische weiß in seiner Ahnengeschichte mit lückenloser Genauigkeit Bescheid; er erinnert längst vergangener Dinge mit solcher Lebhaftigkeit, als wenn sie erst gestern geschehen wären und nicht schon fast 150 Jahre zurücklägen.
Seine Vorfahren waren in der Gemeinde Huckingen ansässig; sein Großvater Johann Klingen, der in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts geboren wurde, war in einer sehr bewegten Zeit Dorfschulze. Von dem Schreckensregiment der Korsaren und der Dangsalierung der Bevölkerung weiß sein Enkel eingehend zu berichten. Das Stellmacher-Handwerk ist in der Familie Klingen zur Tradition geworden . Opa Klingen erinnert sich heute noch manch heiterer Episode aus der Lehrzeit im väterlichen Geschäft und an seine Militärzeit in Wesel bei den 57ern, wo er schon bald zum „Kompanie Tischler“ „avancierte“. Nach seiner Entlassung baute er den väterlichen Betrieb immer mehr aus. Besonders waren es da die von ihm hergestellten Schubkarren, die seinem Namen internationalen Ruf einbrachten und dafür sorgten , dass es dem Meister und seinen Gesellen im Sommer und Winter nicht an Arbeit fehlte. Von Köln bis Arnheim gab`s wohl kaum einen Ort am Rhein, wo die Bauern nicht Klingen Schubkarrenwegen der soliden Arbeit schätzten und benutzten. Auch als sich später die Industrie entwickelte, gab man diesen Schubkarren den Vorzug.
1887 fand sich dann die rechte Meisterin zum rechten Mann. Seine Lebensgefährtin freite er am Ort, und zwar aus der Schreinerfamilie Hallmann. Strahlenden Auges erklärt er uns, dass seine Mathilde, mit der er all die Jahrzehnte hindurch Sorgen und Mühen teilte, aber auch viele frohe Stunden durchlebt habe, „aus edlem Holz“ sei. Mit versonnenem Blick, in Rückerinnerung an die treue Ehekameradschaft, nickte die heute 74 jährige Gattin zustimmend. Der Ehe sind fünfzehn Kinder entsprossen, von denen acht und dazu acht Enkelkinder den goldenen Ehrentag der Eltern miterleben können.
Der Jubelbräutigam hat allzeit an den Geschehnissen in der Gemeinde regen Anteil genommen. So war er der Mitbegründer der Freiwilligen Feuerwehr, deren erster Brandmeister er lange Jahre hindurch war. In der St. Sebastian-Schützenbruderschaft hat er sich ebenfalls mit großem Eifer betätigt. Kirche sowie die Entwicklung des Krankenhauses, das auf eine Niederlassung von Ordensschwestern zurückgeht, verdanken viel seiner Mitarbeit und Förderung. Der Handwerksbetrieb wird jetzt in der vierten Generation von seinem Sohn Anton weitergeführt, dem der Vater aber noch mit Rat und Tat zur Seite steht. Den zahlreichen Gratulanten zum Jubelfeste schließen wir uns mit den besten Wünschen an.
|